Lipödem: Ursachen einer komplexen Erkrankung

24 Januar, 2025

Das Lipödem ist eine chronische Erkrankung, die hauptsächlich Frauen betrifft und zu einer disproportionalen Fettvermehrung führt. Obwohl die genaue Ursache des Lipödems noch nicht vollständig erforscht ist, gibt es eine Vielzahl von Faktoren, die bei der Entstehung der Erkrankung eine Rolle spielen. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die neuesten Erkenntnisse zu den Ursachen des Lipödems und die zugrunde liegenden Mechanismen.

Hormonelle Faktoren

Einer der zentralen Aspekte bei der Entstehung des Lipödems sind hormonelle Einflüsse. Das Lipödem tritt fast ausschliesslich bei Frauen auf, was darauf hinweist, dass weibliche Geschlechtshormone wie Östrogene und Progesteron eine entscheidende Rolle spielen. Typischerweise entwickelt sich die Erkrankung in Lebensphasen, die durch hormonelle Veränderungen gekennzeichnet sind, wie:

  • Pubertät: Die ersten Anzeichen eines Lipödems treten häufig während der Pubertät auf, wenn der Östrogenspiegel stark ansteigt.
  • Schwangerschaft: In dieser Phase führen hormonelle Umstellungen und Gewichtszunahme oft zu einer Verschlechterung oder zum Auftreten eines Lipödems.
  • Menopause: Die hormonellen Schwankungen in den Wechseljahren können das Fortschreiten der Erkrankung begünstigen.Diese hormonellen Faktoren können die Vermehrung und Dysfunktion von Fettzellen im Unterhautgewebe anregen und entzündliche Prozesse im Fettgewebe verstärken.

Genetische Veranlagung

Die familiäre Häufung von Lipödem-Fällen deutet auf eine genetische Komponente hin. Studien zeigen, dass Frauen, deren direkte Verwandte (Mütter, Schwestern) an einem Lipödem leiden, ein erhöhtes Risiko haben, ebenfalls zu erkranken. Genetische Faktoren könnten Einfluss auf folgende Prozesse nehmen:

  • Fettzellfunktion: Veränderungen in den Genen, die das Fettzellwachstum und die Fettverteilung steuern, könnten eine zentrale Rolle spielen.
  • Gefäss- und Lymphsystem: Genetische Störungen könnten die Funktion der Blut- und Lymphgefässe beeinträchtigen und so zur Entstehung des Lipödems beitragen.

Störungen der Mikrozirkulation und des Lymphsystems

Ein weiteres Schlüsselmerkmal des Lipödems ist die Störung der Mikrozirkulation im Unterhautgewebe. Dabei handelt es sich um die kleinsten Blut- und Lymphgefässe, die für den Abtransport von Nährstoffen, Abfallprodukten und Lymphflüssigkeit verantwortlich sind. Beim Lipödem kommt es häufig zu:

  • Lymphstau: Der Abfluss von Lymphflüssigkeit ist in den betroffenen Regionen gestört, was zu einer Ansammlung von Gewebsflüssigkeit (interstitielle Flüssigkeit) führt.
  • Gefässpermeabilität: Eine erhöhte Durchlässigkeit der Kapillargefässe fördert die Ansammlung von Flüssigkeit und Proteinen im Gewebe.

Häufige Fragen

Das Lipödem wird stark mit hormonellen Faktoren in Verbindung gebracht, insbesondere mit weiblichen Geschlechtshormonen wie Östrogen und Progesteron. Diese Hormone beeinflussen die Fettverteilung und könnten entzündliche Prozesse im Fettgewebe anregen. Da Männer diese hormonellen Schwankungen in der Regel nicht erleben, bleibt das Lipödem fast ausschliesslich eine Frauenkrankheit.

Nicht immer, aber eine genetische Veranlagung spielt eine bedeutende Rolle. Frauen, deren direkte Verwandte wie Mütter oder Schwestern ein Lipödem haben, haben ein höheres Risiko, ebenfalls zu erkranken. Allerdings können auch hormonelle Veränderungen und andere Faktoren unabhängig von der genetischen Veranlagung zur Entwicklung der Krankheit beitragen.

Ja, das Lymphsystem ist eng mit dem Lipödem verknüpft. Viele Betroffene leiden unter einem gestörten Abfluss der Lymphflüssigkeit, was zu einer Ansammlung von Gewebsflüssigkeit führt. Ausserdem kann eine erhöhte Durchlässigkeit der Kapillargefässe die Flüssigkeits- und Proteinansammlung im Gewebe fördern, was die typischen Schwellungen verstärkt.

Fazit von Frau Dr. Wörle

Die Ursachen des Lipödems sind komplex und multifaktoriell. Hormonelle Einflüsse, genetische Veranlagungen, Störungen der Mikrozirkulation und chronische Entzündungen spielen bei der Entstehung dieser Erkrankung eine entscheidende Rolle. Dennoch müssen Betroffene keine Angst haben: Es gibt inzwischen eine Vielzahl von Behandlungsmöglichkeiten, die darauf abzielen, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität nachhaltig zu verbessern. Als Expertin für das Thema Lipödem möchte ich Frauen ermutigen, sich frühzeitig Hilfe zu suchen und sich umfassend beraten zu lassen. Gemeinsam können wir einen Weg finden, die Erkrankung effektiv zu bewältigen und Ihren Alltag wieder positiv zu gestalten.